Der Mensch bleibt oft draußen!

[ 2000-10-16,Stmk, VIKTOR FORTIN,KULTUR ]

Mannigfachem Wandel ist das Musikprotokoll des “steirischen herbstes” seit seiner Entstehung vor fast 40 Jahren unterworfen – einem Wandel, der die Veränderung unserer Welt widerspiegelt. Immer vehementer drängen Computer und elektronisch generierte Klänge in den Mittelpunkt – der Mensch bleibt draußen.

Nur als Konsument wird er noch gebraucht – und auch so behandelt: In den Pausen zwischen den Events in der Grazer Waagner-Biro-Halle ertönt Pop aus den Lautsprechern, anstatt dass man den gemarterten Ohren eine Erholungspause gönnte. Und das überwiegend jüngere Publikum holt sich heißen Gratistee aus den Automaten, um sich aufzuwärmen, denn die Musik, diesem Eindruck konnte man sich schwer entziehen, lässt eher kalt. Was etwa unter dem Titel “Hybrid V (Morphophrenics)”, einem Werk von Gerhard E.Winkler für “Frauenstimme, Echtzeitpartitur und interaktive Klang- und Videosteuerung” erdröhnt, ist zwar oft
beängstigend laut, auf weite Strecken freilich ziemlich fad – weil uniform; und wird durch die mitlaufenden Bilder nicht interessanter.

“Moment Gelee” ist dem Konzept Klawasch Saheb-Nassaghs und der Realisation durch eine sechsköpfige Musikergruppe zuzuschreiben. Hier bewegt sich zwar die Werkeinführung an der Grenze zur Lächerlichkeit, die musikalische Realisierung ist indes diskussionswürdig. Was sich von “bioplex”, einem minimalistischen Werk Georg Zeitbloms, nicht behaupten lässt. Da war “Trance Bakxei” eines italienisch-österreichischen Teams (mit Isabella Bordini, Rupert Huber und anderen) aus ganz anderem Holz: Die Ideen von “minimal music” und “techno” wurden hier zu einem faszinierenden Klangerlebnis verschmolzen, dessen Lautstärke zwar schmerzte, das jedoch in seiner Klang- und Bildmagie packte.

VON VIKTOR FORTIN


nmz 2000/11 | Seite 37
49. Jahrgang | November


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